KULTURBRÜCKE ÜBER DIE ODER  2020

Die grenzübergreifende Kooperation  KULTURBRÜCKE ÜBER DIE ODER wurde 2009 vom "Kulturförderverein Kloster Altfriedland e.V.“ ins Leben gerufen und hat seitdem mit zahlreichen Projekten auf der polnischen und der deutschen Seite der Oder einen lebendigen interkulturellen Austausch bewirkt und wichtige Impulse zur Entwicklung und Vertiefung der kulturtouristischen und wirtschaftlichen Zusammenarbeit beider Länder gesetzt. 

Die Projekte finden im jährlichen Turnus mit dem Ziel statt, im grenznahen Bereich der mittleren Oder mit kulturellen Begegnungen auf das gemeinsame kulturelle Erbe der alten Kulturlandschaft „Lebuser Land“ aufmerksam zu machen und einen Beitrag zur Normalisierung  des Zusammenlebens der Menschen in diesem Landschaftsraum zu leisten, ein Gebiet, das erst nach dem zweiten Weltkrieg in einen polnischen und eine deutschen Teil zerfiel. Getrennt durch die Oder, geteilt durch die Folgen von Flucht und Vertreibung sowie durch sprachliche und soziokulturelle Barrieren hatten es die Menschen insbesondere in der polnischen Grenzregion schwer, ein gemeinschaftliches Bewusstsein für den von ihnen bewohnten Raum zu finden. Heute, in einem geeinten Europa, schwindet das Trennende wieder. Empfanden die Alten  ihre Region oft noch als fremd, fühlt die junge Generation sich mittlerweile heimisch. Dennoch sind die kulturellen, religiösen und politischen Unterschiede zwischen Polen und Deutschen noch verfestigt und deutlich spürbar. Die Bewohner der östlichen Oderseite können sich eben nicht auf ein nationales Erbe berufen, auf dem sie ein eigenständiges Bewusstsein aufbauen können, und die komplizierten geschichtlichen Ereignisse der Nachkriegszeit erschweren diese Prozesse im Vergleich zur deutschen Seite. Es hat sich schon viel verändert, Mauern wurden eingerissen und die traditionellen Ansichten von Patriotismus und Vaterland haben sich entschieden gewandelt. Auch der Begriff der „Heimat“ erfährt angesichts der internationalen Globalisierung eine zunehmende Relativierung. Die Vermittlung der kulturellen Werte der seit hunderten von Jahren gewachsenen Kulturlandschaft und die Vermittlung der gemeinsamen Geschichte sind dabei wichtige Aspekte.

Hier knüpfen die deutsch-polnischen Begegnungen KULTURBRÜCKE ÜBER DIE Oder an, die mit unterschiedlichen Themenfeldern aus den Bereichen Kultur und Geschichte seit neun Jahren realisiert wurden. Durch diese kontinuierliche Projektarbeit wurde und wird weiterhin ein grenzübergreifendes Netzwerk zwischen kulturellen, sozialen und kirchlichen Einrichtungen entwickelt, das inzwischen eine wichtige Grundlage für die Verständigungs­arbeit ist.

 

Kulturbrücke über die Oder 2020

"An der Peripherie"

kulturelle Spurensuche im ehemaligen deutsch-slawischen Sprachraum 

Das Projekt richtet die Aufmerksamkeit auf ein Gebiet innerhalb Polens, das für die deutsch-pol-nische Kultur und Geschichte eine besondere Bedeutung hat. Bis zum Zeitpunkt der Westverschie-bung der deutsch-polnischen Grenze an die Oder-Neiße-Linie verlief die westlich Grenze zwischen den beiden Staaten zwischen der ehemaligen Mark Brandenburg (früher Kurfürstentum Brandenburg) und Großpolen (früher Königreich Polen). Dabei handelt es sich um einen Raum von einzigartiger kultureller, sprachlicher und konfessioneller Durch-mischung der dort lebenden Bevölkerungsgruppen, dessen Zeugnisse sich im Verlauf der politischen Wirren und Ereignisse in den letzten 500 Jahren bis heute sicht- und spürbar erhalten hat. Das Projekt „An der Peripherie“ will diese Spuren sichtbar machen.

Der Charakter der Region spiegelte sich primär in den bürgerlich geprägten Gesellschaftsstrukturen der Städte mit ihren jüdischen Gemeinden. Kernorte sind Landsberg (Gorzów Wlkp.), Meseritz (Międzyrzecz), Bentschen (Zbąszyń) und Wollstein (Wolsztyn). Aber auch in den ländlichen Gebieten mit ihren Klöstern und Holzkirchen wird die eigenartige Mischkultur sichtbar: Klosterwiese (Obra), Klemzig (Klepsk), Kutschen (Kosieczyn), Klastawa (Chlastawa), Lomnitz (Lomnica) sind Beispiele für relevante Sakralbauten. Darüber hinaus verfügt das Gebiet über eine einzigartige Industriekultur des ausgehenden 19. Jahrhunderts.

Das hier vorgestellte Projekt bezieht sich auf das gemeinsame kulturelle Erbe im deutsch-polnischen Grenzgebiet. Geplant sind Begegnungen an sieben historisch bedeutenden Orten auf beiden Seiten der Oder. Projektteilnehmer sind die Menschen vor Ort als auch interessierte Personen aus der jeweils anderen Nation, die mittels Bustransfer zu den Orten gebracht werden. Die Rekrutierung der Teilnehmer erfolgt in Zusammenarbeit mit den jeweiligen Partnerorganisationen (Kirchengemein-den, Kulturvereine etc). Die Veranstaltungen beinhalten Konzerte, historische und naturkundliche Führungen und gemeinsames Essen.

Das Projekt fördert das Bewusstsein für die kulturgeschichtlichen Ereignisse in einer Region, die von der langen Tradition des Zusammenlebens von Deutschen und Polen geprägt ist. Das Projekt setzt damit ein klares Zeichen für die behutsame und nachhaltige deutsch-polnische Verständigung.

 

Nachfolgende Veranstaltungen sind geplant:

Sonntag, 23. August 2020
Neuzelle, Kloster Neuzelle

16 Uhr Konzert in der Kirche zum Heiligen Kreuz
Studierende der Gesangsklassen der Hochschule für Musik Berlin "Hanns Eisler"

Venezianische Musik

  

     Ensemble der Hochschule für Musik Berlin

  

     Kloster Neuzelle - Kirche zum Heiligen Kreuz

Samstag, 29. August
Bad Freienwalde
16 Uhr Konzert in der Nikolaikirche

Volalensemble Cantaderas (Spanien)
Mittelalterliche und traditionelle Gesänge von der Iberischen Halbinsel

 

    Nikolaikirche Bad Freienwalde   

   

       Ensemble Cantaderas

Samstag, 12. September
Altfriedland

16 Uhr Konzert im Refektorium

Concerto Grosso Berlin

Anja Hufnagel, Blockflöte
Beatrix Hellhammer, Violine
Britta Gemmeker, Violine
Ernst Herzog, Viola
Andreas Vetter, Violoncello
Friedrike Däublin, Violone
Sabine Erdmann, Cembalo/Orgel

Concerti von A. Vivaldi, J.F. Fasch, G.F. Händel, M.A. Charpentier

 

 

    Concerto Grosso Berlin

  

      Konzert im Refektorium Kloster Altfriedlland

Sonntag, 13. September
Biecz / Beitzsch (Polen) bei Brody/Pförten

18 Uhr Konzert ehemaligen Schlosskirche (George Bähr)

Concerto Grosso Berlin

Anja Hufnagel, Blockflöte
Beatrix Hellhammer, Violine
Britta Gemmeker, Violine
Ernst Herzog, Viola
Andreas Vetter, Violoncello
Friedrike Däublin, Violone
Sabine Erdmann, Cembalo/Orgel

Concerti von A. Vivaldi, J.F. Fasch, G.F. Händel, M.A. Charpentier     

 

    Concerto Grosso Berlin 

  

     George-Bähr-Kirche in Beicz (Beitzsch)


Sonntag, 27. September
Gorzów Wlkp./Landsberg an der Warthe (Polen)
17 Uhr Konzert in der Biały Kościółek (Weiße Kirche)

Gesualdo Ensemble Berlin
Leitung: Martin Backhaus
Mariengesänge der Renaissance
Musik von Orlando di Lasso, G.P. da Palestrina, T.L. de Victoria, C. Gesualdo di Venosa u.a.

 

 

    Gesualdo Ensemble Berlin

 

Samstag, 3. Oktober
Wolsztyn/Wollstein (Polen)
18 Uhr Konzert in der Kościół Wniebowstąpienia Pańskiego (Schinkelkirche) in Wolsztyn/Wollstein (Polen)

Doerthe Maria Sandmann, Sopran
Das Diplomatische Streichquartett Berlin

Matthias Hummel, Violine
Felix Klein, Violine
Ernst Herzog, Viola
Petra Kießling, Violoncello
Musik von A. Vivaldi, G.B. Pergolesi, W.A. Mozart, G. Bazewicz, Karl Weigl u.a.

 

   Doerthe Maria Sandmann

                           

                                 Das Diplomatische Streichquartett Berlin

Sonntag, 4. Oktober
Klepsk/Klemzig (Polen)

11 Uhr Konzert in der Kościół pw. Nawiedzenia Najświętszej Maryi Panny (Fachwerkkirche)

Doerthe Maria Sandmann, Sopran
Das Diplomatische Streichquartett Berlin

Musik von J.S. Bach, A. Vivaldi, W.A. Mozart, G. Bazewicz u.a.

     

Fachwerkkirche in Klepsk - Innenraum (Foto Yvette Thormann)

 

 

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 Fachwerkkirche in Klepsk

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Veranstaltungen sind geplant als Begegnungskonzerte mit polnischen und deutschen Besuchern. Zu den Orten werden von der polnischen und der deutschen Seite Bustransfers organisiert. Als Rahmenprogramm gibt es kunsthistorische und naturkundliche Führungen sowie kulinarische Angebote aus der Region.

Anmeldungen über den Veranstalter.

Finanzierung:

  • Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg (Antrag)
  • Ministerium der Justiz und für Europa und für Verbraucherschutz des Landes Brandenburg (Antrag)
  • Euroregion pro Europa Viadrina INTERREG Va (4/2020) (Antrag)
Das Projekt wird aus Mitteln des Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung im Rahmen des Kooperationsprogramms INTERREG Va Brandenburg - Polen 2014-2020
der Euroregion Pro Europa Viadrina kofinanziert.
Gefördert durch das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg, durch das Ministerium der Justiz und für Europa und Verbraucher-schutz des Landes Brandenburg und die Senatsverwaltung für Kultur und Europa Berlin

Projekt in Zusammenarbeit mit:

  • Gesellschaft zur Pflege der Denkmäler (Towarzystwo-Opieki-nad-Zabytkami Odd)
  • Musik im Kloster Altfriedland 2020
  • ev. Kirchengemeinde St Nikolai Bad Freienwalde
  • Parafia Kościół Wniebowstąpienia Pańskiego Wolsytzn
  • Pfarramt der ev. Gemeinde zum Heiligen Kreuz im Kloster Neuzelle
  • Parafia Rzymsko-Katolicka pw. Matki Bożej Różańcowej
  • Parafia Biały Kościółek (Weiße Kirche) Gorzów Wielkopolski 
  • Förderkreis Alte Kirchen Berlin-Brandenburg
  • Deutsch-Polnische Gesellschaft Berlin
  • Kulturfeste im Land Brandenburg e.V. 


Veranstalter:
Kulturförderverein Kloster Altfriedland e.V
Projektleitung:
Ernst Herzog, Nostitzstr. 29, 10965 Berlin, Tel. 0049(0)30-6917566
ernstherzog(at)t-online.de     Informationen: www.kulturbruecke.eu